Da gehe ich in München am Ostbahnhof zur U-Bahn runter, ich war schon auf der Rolltreppe, da fällt mein Blick auf das Schaufenster irgendeines Telekomikers. Dort lese ich unter anderem „IP-Zubehör“.
(Gastbeitrag von Linux-Enthusiast Bernd Strößenreuther, Bild und Text: CC-BY-NC-SA, – Bild: gesehen in München, nahe Ostbahnhof).
Mal kurz stehen bleiben, um ein Foto zu machen ist auf der Rolltreppe irgendwie gerade schlecht. Also bis runter und nochmal hoch – das glaubt mir ja sonst keiner, dass die in München IP-Zubehör verkaufen!
Doch damit gehen die Fragen ja erst los. Was genau muss ich mir denn unter IP-Zubehör vorstellen? Was macht der geneigte Informatiker in so einer Situation? Handbuch lesen? Nein, natürlich nicht! Das kommt vielleicht bei /komplizierten/ Sachverhalten in Frage.
Also wenn ich· mir z. B. ein warmes Essen zubereiten möchte, das nicht Tiefkühl-Pizza heisst und wenn ich den Anspruch habe, dass es Attribute wie „wohlschmeckend“ oder „gesund“ haben soll, dann – ja dann – ziehe ich ein entsprechendes Handbuch zu rate, wo genau beschrieben wird, welche Einzelteile in welchen Mengen benötigt werden und wie diese in welcher Reihenfolge zusammen zu setzen sind. (Für alle, die jetzt neugierig geworden sind: Sowas ist unter der Handelsbezeichnung „Kochbuch“ im Buchhandel erhältlich).
Aber nein, sowas kommt natürlich nicht für /technische/ Herausforderungen in Frage oder höchstens als allerletztes Mittel.
Jemanden fragen, der sich mit sowas auskennt? Also ich meine, ich hätte einfach reingehen können und fragen. Da ich mit der technischen Fachkompetenz von Einzelhändlern aber im Durchschnitt eher schlechte Erfahrungen gemacht habe, entschließe ich mich dazu, es erst mal selber zu versuchen. Ich wähle den strukturierten Ansatz. In dem Fall: Ausgehend von etwas bekanntem versuchen sich neue Sachverhalte zu erschließen.
Also was kenne ich noch? Eine IP, oder auch genannt: IP-Adresse. Die gibt es in v4 (32 Bit lang) oder v6 (128 Bit lang).
Normalerweise bekomme ich die von meinem Provider. Oder wenn es sich um eine RFC 1918 Adresse handelt, gilt Selbstbedienung. Oder ich frage einen freundlichen DHCP-Server, und der gibt mir eine – einfach so.
Oder eben ich hole mir eine in dem Laden. Die haben die sicher auch: Es macht ja wohl keinen Sinn, nur das Zubehör zu verkaufen, aber keine IPs.
So, und jetzt stelle ich mir vor: Was könnte ich denn jetzt noch schönes dazu brauchen? Ich könnte z. B. in den Laden gehen und sagen:
„Ein TCP bitte, einen Port 80 und ein HTTP.“
Damit könnte ich mir schon einen Webserver aufsetzen. Wenn die freundliche Verkäuferin mich dann fragen würde:
Darf’s noch was sein?
dann würde ich antworten:
Ach ja, geben’s mir doch gleich noch ein ICMP dazu!
Das ist bestimmt ziemlich günstig, denn ausser ein bisschen pingen und ein paar Fehler-Infos zu transportieren, kann man damit ja nicht allzu viel anfangen.
Oder gibt es da vielleicht einen kompletten IP-Stack zu kaufen? So einen würde ich mir dann zulegen. Er müsste natürlich unter Linux laufen. Und dann würde ich den mitgelieferten austauschen gegen den neuen. Und der würde dann irgendwelche Vorzüge haben. Vielleicht würde er ganz schlanke IP-Pakete rausschicken. Die würden dann auch durch dünne Leitungen ganz schnell durchflutschen. Internet-Seiten würden sich dann an meinem Notebook rasend schnell aufbauen, selbst wenn ich gerade nur über EDGE am Internet hänge, oder irgend sowas.
Was ich mich noch frage: Wie weit runter im ISO-OSI-Schichtenmodell geht „IP-Zubehör“ eigentlich? Layer 2? Also könnte ich mir vielleicht ein Ethernet auch gleich noch dazu kaufen? Oder gar bis Layer 1? Also ein Kabel? Nein, auf einem Kupfer-Kabel gibt’s ja je Adern-Paar nur Strom an oder Strom aus, sonst nichts. Das ist kein IP. Also nein: Kabel verkaufen die da bestimmt nicht.
Deutlich mehr Fragen geistern durch meinen Kopf, als plausible Antworten.
Also doch jemanden fragen, der sich mit sowas auskennt. Daher hiermit der Aufruf an den geneigten Leser:
Wer sachdienliche Hinweise geben kann,· was konkret ich mir unter „IP-Zubehör“ vorstellen kann, bitte die Kommentar-Funktion nutzen. Danke!
Nachtrag Redaktion:
Danke an Bernd für diesen Gastbeitrag! Gastbeiträge sind grundsätzlich willkommen. Sie sollten einen eindeutigen Mehrwert bringen, nicht bereits woanders veröffentlicht sein (keine Zweitverwertungen) und thematisch zum Blog passen.
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Permalink | © 2014 by Netz 10 | Tags: http, IP, IPv4, IPv6, linux, münchen, osbn, ping, tcp This feed is for personal, non-commercial use only. Fingerprint: c284f6207b7b716bd675c8214d0cfaa9
